ABSTRACT
Getrieben von dem Gedanken, dass durch die europäische Kolonialherrschaft in der islamischen Welt historisch etwas schiefgelaufen sei, sahen sich Politiker, Geistliche und Intellektuelle Anfang des 20. Jahrhunderts gedrängt, auf die neuen Machtverhältnisse zu reagieren. Der aufkeimende Diskurs über den nationalstaatlichen Fortschritt wurde unter anderem mit der Modernisierung der Frauenrolle verknüpft. Eine exemplarische Gesellschaftsanalyse des Irak unter britischer Mandatsherrschaft zeigt, dass die Transformation vom familiären Patriarchat zum neopatriarchalen Staat erkennbare Umgestaltungen, aber keine fundamentalen sozioökonomischen Verbesserungen für die Frauen im privaten und öffentlichen Raum lieferte. Zwar banden Frauen jeglicher Couleur ihre Forderungen nach rechtlicher Gleichberechtigung im nationalistischen Diskurs ein, doch übten hauptsächlich Vertreter elitärer Zirkel mit Kontakten zu Politik und Kolonialvertretern tatsächlichen Einfluss aus.
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